In diesem Artikel werden wir die Auswirkungen von Täter-Opfer-Umkehr in verschiedenen Bereichen der heutigen Gesellschaft untersuchen. Täter-Opfer-Umkehr ist seit Jahrzehnten Gegenstand von Studien und Kontroversen und sein Einfluss reicht von der Populärkultur bis zur Weltpolitik. Durch die Analyse von Täter-Opfer-Umkehr können wir besser verstehen, wie es die Art und Weise geprägt hat, wie wir leben, denken und mit der Welt um uns herum umgehen. Von seinen Ursprüngen bis zu seiner zukünftigen Projektion ist Täter-Opfer-Umkehr weiterhin Gegenstand von Debatten und Überlegungen, und dieser Artikel zielt darauf ab, die verschiedenen Perspektiven zu untersuchen, die rund um dieses Phänomen bestehen.
Täter-Opfer-Umkehr oder Schuldumkehr, auch Opferbeschuldigung oder Opferschelte (englisch Victim blaming oder blaming the victim), ist die Beschreibung für ein Vorgehen, das die Schuld des Täters für eine Straftat dem Opfer zuschreiben soll. Dadurch wird das Leid des Opfers verstärkt (sekundäre Viktimisierung). Statt Beistand und Hilfe erfährt das Opfer Anklage und Beschuldigung. Traumafolgestörungen werden dadurch wahrscheinlicher und extremer.
Verbreitet wurde dieser Begriff hauptsächlich in den Vereinigten Staaten ab den 1970er Jahren, um eine Strategie der Strafverteidigung bei Vergewaltigungs-Prozessen zu beschreiben, die dem Vergewaltigungsopfer die Schuld an der Tat zuschreiben möchte, um den Angeklagten beziehungsweise mutmaßlichen Täter zu entlasten. Neben Sexualstraftaten findet sich diese Art der Verteidigung auch bei Gewalttaten und Straftaten mit rassistischem Hintergrund. So beschreibt der Psychologe William Ryan blaming the victim in seinem gleichnamigen Buch aus dem Jahre 1971 als eine Ideologie, die den Rassismus gegen Afroamerikaner rechtfertigen soll.
Wenn im Rahmen von z. B. Nötigung, Erpressung oder der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen Nacktbilder in Umlauf kommen, wird der Fokus oft auf die Erstellung und Existenz solchen Bildmaterials gelegt, nicht auf die Straftaten, die bei Verbreitung oder Beschaffung vorlagen. Dies kam erstmals beim Hackerangriff auf private Fotos von Prominenten 2014 in den Fokus der Öffentlichkeit.
Victim blaming ist auch im Zusammenhang mit dem Verhalten von Narzissten beschrieben worden, die nahestehenden Personen Schuldgefühle suggerieren, um sie davon abzuhalten, ihre Vormachtstellung in Frage zu stellen.
Außerhalb der Viktimologie und Psychotraumatologie findet der Begriff der Täter-Opfer-Umkehr in der Kritischen Theorie zur Beschreibung kollektiver Täter-Opfer-Schuldzuweisungen als „Schuld- oder Erinnerungsabwehr“ bzw. in der neueren Antisemitismus-Forschung Verwendung.