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Roger Schawinski (* 11. Juni 1945 in Zürich) ist ein Schweizer Journalist, Autor und Medienunternehmer. Er ist als Pionier des Schweizer Privatradios und als Fernsehmoderator bekannt.
Schawinski gründete das Konsumentenmagazin Kassensturz des Schweizer Fernsehens, das erste Schweizer Privatradio Radio 24, den ersten Schweizer Privatfernsehsender TeleZüri, das Radio 1 für Erwachsene und das erste nationale Privatfernsehen Tele24. Er moderierte Fernsehsendungen, war Chefredaktor der Zeitung Die Tat und Herausgeber des Monatsmagazins Bonus. Er war von 2003 bis 2006 Geschäftsführer des deutschen Privatfernsehsenders Sat.1.
Roger Schawinski wurde in Zürich geboren. Als Kind des jüdischen Textilwarenhändlers Abraham Schawinski ist er in Zürich-Wiedikon aufgewachsen. Sein Vater stammte aus Polen und hiess bis 1943 Szczawiński. Seine Familie bekam 1946 das Stadtbürgerrecht von Zürich.
Nach der Handelsschule an der Kantonsschule Enge erwarb Schawinski im Alter von 21 Jahren die Maturität auf dem zweiten Bildungsweg. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen (HSG). 1973 wurde er mit der Arbeit Die sozio-ökonomischen Faktoren des Fremdenverkehrs in Entwicklungsländern: Der Fall Guatemala auf dem Gebiet der Nationalökonomie promoviert. Während seiner Studienzeit verbrachte er zwei Semester an der Central Michigan University und erwarb dort ein MBA. Zudem absolvierte er ein Volontariat bei der Neuen Presse in Zürich.
Ab 1972 arbeitete er zunächst als Journalist für das Schweizer Fernsehen. Er gründete und moderierte ab 1974 das Konsumentenmagazin Kassensturz. Von 1977 bis zu seiner fristlosen Entlassung 1978 arbeitete er als Chefredaktor bei der Migros-Tageszeitung Die Tat.
1979 gründete er das erste Schweizer Privatradio Radio 24, das zunächst als italienischer Sender vom Pizzo Groppera in Oberitalien aus mit dem damals stärksten UKW-Rundfunk-Sender der Welt als Radiopirat in die Schweiz sendete, ehe es, nach Unterstützung durch die damalige Jugendbewegung und einer breiten Öffentlichkeit, 1983 in der Schweiz neben anderen Privatradioveranstaltern konzessioniert wurde. Im April 1981 erhielt Schawinski dafür eine Auszeichnung des amerikanischen Billboard-Magazins.
In den 1980er-Jahren war Schawinski Geschäftsführer der Stella-Gruppe, die Kinos in mehreren Schweizer Städten besass und im Filmverleih sowie der Filmproduktion tätig war. Er gründete das Zürcher Stadtmagazin Bonus, das bis 1996 erschien. 1991 gründete er den Klassik-Radiosender Opus Radio, der 1992 mangels definitiver Bewilligung für eine UKW-Verbreitung seinen Betrieb wieder einstellen musste.
Schawinski gründete mit TeleZüri den ersten privaten Lokalfernsehsender in der Schweiz, der 1994 auf Sendung ging. Dort moderierte er unter anderem die Talkshow «TalkTäglich», in der er sich mit Gästen unterhielt. 1995 wurde Schawinski mit dem Tele-Preis, 1996 mit dem Zürcher Radio- und Fernsehpreis ausgezeichnet. 1998 gründete er mit Tele24 den ersten landesweiten privaten Fernsehsender in der Schweiz, wofür er im gleichen Jahr mit dem Gottlieb-Duttweiler-Preis gewürdigt wurde. 1999 übernahm die Schweizer Grossbank Credit Suisse 40 Prozent der Aktien von Schawinskis Belcom Holding AG, in deren Besitz sich die verschiedenen Unternehmen befanden. Das Schweizer Medienunternehmen Tamedia AG übernahm im August 2001 für 80 Millionen Schweizer Franken Radio 24 und TeleZüri. Tele24 wurde danach eingestellt.
Am 4. Dezember 2003 wurde Schawinski vom neuen Eigentümer Haim Saban zum Geschäftsführer des Privatfernsehsenders Sat.1 ernannt. Mit einigen Ankündigungen, unter anderem mit der Show Anke Late Night, geriet er zu Beginn in die Kritik. Im Juni 2005 wurde sein Vertrag um zwei Jahre verlängert. Der von ihm initiierte Wiederbelebungsversuch der Sendung Talk im Turm namens Talk der Woche lief nur vom 7. August bis zum 9. Oktober 2005 und wurde aufgrund zu niedriger Einschaltquoten schon nach zehn Folgen abgesetzt. Der Marktanteil von Sat.1 stieg unter Schawinski zunächst von 10,2 Prozent (2003) auf 10,9 Prozent (2005) und sank im Jahr 2006 – dem Jahr der Fussball-WM in Deutschland – auf 9,8 Prozent. Als Schawinski den Sender übernahm, machte dieser keinen Gewinn, 2006 erzielte er einen Rekordgewinn von mehr als 200 Millionen Euro.
Ende November 2006 gab Schawinski bekannt, dass er Sat.1 zum Jahresende 2006 aus eigenem Entschluss vorzeitig verlassen werde. Sein Nachfolger wurde Matthias Alberti. Anfang Oktober 2007 kaufte Schawinski von Frédéric Dru das Zürcher Radio Tropic, um daraus einen neuen Radiosender zu starten. Der neue Sender mit dem Namen Radio 1 ging am 17. März 2008 erstmals auf Sendung. Ab Oktober 2007 wurde er Aktionär des Verlags Kein & Aber. Von 2010 bis 2015 diskutierte er mit Roger Köppel jeweils montags im Format Roger gegen Roger aktuelle Themen. 2016 wurde die Sendung mit Markus Somm, dem damaligen Verleger und Chefredaktor der Basler Zeitung, fortgesetzt.
2010 stieg er mit einer Beteiligung von 24 % bei der Köln-Berliner Produktionsfirma solisTV ein.
Schawinski schrieb von 2009 bis 2013 wöchentlich eine Kolumne in der SonntagsZeitung. Er war 1987 bei der Lancierung der Zeitung im Kolumnistenteam des Blattes.
Nach 34 Jahren kehrte Schawinski, der «zu einem der schärfsten Kritiker der SRG avanciert» war, zum Schweizer Fernsehen zurück, wo er seine journalistische Laufbahn begonnen hatte. Vom 22. August 2011 bis zum 23. März 2020 moderierte er dort die nach ihm benannte Talksendung «Schawinski» jeden Montag auf SRF 1. Dort pflegte er jeweils mit Exponenten aus Politik und Wirtschaft zu diskutieren. Ende Januar 2022 folgte die Neuauflage der Sendung auf dem Privatsender Blue Zoom, wurde jedoch bereits Ende 2022 wieder abgesetzt.
Im Januar 2014 übernahm Schawinski den Sender Radio 105 mit dem Ziel, ihn in Radio 1 zu integrieren. Der Sender hatte zuvor Konkurs anmelden müssen.
2016 verlieh ihm die Universität Freiburg den Ehrendoktor. Damit wurde sein Einsatz für die Medienfreiheit und -vielfalt gewürdigt.
2018 veröffentlichte Schawinski eine Streitschrift gegen die No-Billag-Initiative, die er zu einer der wichtigsten Auseinandersetzungen erklärte, was Aufsehen erregte, weil er viele Jahre vehement gegen das Monopol der SRG gekämpft hatte.
Ebenfalls 2018 veröffentlichte Schawinski ein Buch über Verschwörungstheorien, in dem er auch aktuelle Vertreter dieser Denkart wie Alex Jones, Ken Jebsen oder Daniele Ganser kritisiert. Die Neue Zürcher Zeitung bezeichnete es als süffig geschrieben, monierte aber den einigermassen alarmistischen Tonfall. Die Basler Zeitung lobte das Buch als «kluges, aufschlussreiches, ja brillantes Buch», Schawinskis Recherche zu Daniele Ganser «gehört zum Besten im Buch». Moniert wurde allenfalls, dass Schawinski zu wenig auf Verschwörungstheorien von links eingehe. Das Journal21 kam zu der Einschätzung, dass der Leser des «faktenreiche Buch über den obskuren Kosmos der Verschwörungstheorien, deren zynische Produzenten und ihre blauäugigen oder verbitterten Anhängergemeinden einiges an aufklärerischen Einsichten zu diesem hochaktuellen Themenkreis» gewinnen könne.
Zuletzt setzte er sich gegen die zuerst für August 2022 geplante Abschaltung des öffentlich rechtlichen UKW-Rundfunk-Netzes in der Schweiz ein, die den kommerziellen Veranstaltern dem Umstieg erleichtern soll. Sie würde mehrere Millionen funktionstüchtige Radios praktisch über Nacht in Elektroschrott verwandeln. Im Januar 2023 sollten dann auch die privaten Radiostationen ihre UKW-Sender vom Netz nehmen müssen. Gegen diese geplante Einstellung der UKW-Radiosender in der Schweiz hatte Roger Schawinski im Juli 2021 eine Online-Petition mit über 60'000 Unterschriften eingereicht. Die Petition verlangte, die geplante Einstellung aller UKW-Sender rückgängig zu machen. Ein vorzeitiges Abstellen aller UKW-Sender verletze die im Radio- und Fernsehgesetz garantierte Empfangsfreiheit, teilte Schawinski damals mit. Als Folge davon hat der Bundesrat die UKW-Funkkonzessionen für die Radiobranche ein letztes Mal bis Ende 2026 verlängert. Danach können Radioprogramme definitiv nicht mehr über UKW, sondern nur noch digital verbreitet werden.
Im Jahr 2022 wurde er von der Jury des Zürcher Journalistenpreises für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Schawinski ist seit 1996 in dritter Ehe verheiratet und lebt in Zürich. Er hat mit seiner heutigen Ehefrau Gabriella Sontheim die gemeinsame Tochter Lea Schawinski, die wie ihre Mutter Verwaltungsrätin bei Radio 1 ist. Die erste Ehe von 1970 blieb kinderlos. Aus der zweiten Ehe von 1981 stammen ein Sohn (* 1981) und eine Tochter (* 1983). Sein Sohn Kevin Schawinski war bis 2018 Professor für Astrophysik an der ETH Zürich.
Im März 2014 erschien seine Autobiografie Wer bin ich? 2018 engagierte er sich im Pro-Komitee für das private Projekt «Ensemble» von HRS und Credit Suisse (ein neues Fussballstadion mit zwei Hochhäusern) in Zürich. Das Projekt wurde angenommen.
In Schawinskis Sendungen kam es in der Vergangenheit zu verschiedenen Eklats, u. a. den folgenden:
Im Jahr 2016 veröffentlichte Schawinski das Buch Ich bin der Allergrösste. Warum Narzissten scheitern im Verlag Kein & Aber. Laut dem Tages-Anzeiger wurden hierbei sowohl Texte aus der Wikipedia als auch von Zeitungsartikeln – so etwa dem Spiegel – übernommen, ohne dass diese als Quellen in dem Buch ausgewiesen werden. Es gebe zudem viele Formulierungen, die man im Internet auf anderen Websites finden könnte, so etwa in Artikeln der Zeit und der NZZ. Der Sachbuchlektor Ulrich Nolte vom Verlag C. H. Beck kritisierte dies in einem Interview als «Betrug am Leser».
Mehrere seiner Bücher wurden in der Schweiz zu Bestsellern:
Personendaten | |
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NAME | Schawinski, Roger |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Journalist und Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 11. Juni 1945 |
GEBURTSORT | Zürich |