In der heutigen Welt ist Ostjuden und Westjuden ein Thema, das in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft eine beispiellose Relevanz erlangt hat. Sowohl im akademischen, geschäftlichen als auch im gesellschaftlichen Bereich ist Ostjuden und Westjuden zum Mittelpunkt ständiger Debatten und Diskussionen geworden. Von seinen Ursprüngen bis zu seinen Auswirkungen auf das Alltagsleben hat Ostjuden und Westjuden die Aufmerksamkeit von Experten und der breiten Öffentlichkeit auf sich gezogen und ein wachsendes Interesse am Verständnis seiner Auswirkungen und Anwendungen geweckt. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Aspekte im Zusammenhang mit Ostjuden und Westjuden untersuchen, von seinen Grundlagen bis hin zu den aktuellen Trends, die es umgeben, mit dem Ziel, einen umfassenden Überblick über dieses heute so relevante Thema zu bieten.
Das komplementäre Begriffspaar Ostjuden und Westjuden (auch: Polacken und Jeckes) wurde erstmals um 1900 durch den jüdischen Publizisten Nathan Birnbaum geprägt, der damit zwei soziale Profile innerhalb des europäischen Judentums charakterisierte, die durch die unterschiedlichen Lebensbedingungen in Ost und West geprägt wurden. Weil „Osten“ und „Juden“ im Sprachgebrauch nationalistischer Kreise im Deutschen Kaiserreich und in Österreich-Ungarn negative Begriffe darstellten, wurde „Ostjuden“ zum Schlagwort völkisch-antisemitischer Publizistik.
Die Unterscheidung von Westjuden und Ostjuden bezeichnet herkömmlich weniger die unterschiedliche geographische Herkunft als vielmehr die soziokulturellen, religiösen und sprachlichen Unterschiede zwischen Aschkenasim in West- und Osteuropa, und hierbei in erster Linie die im Westen fortgeschrittenere Assimilierung, Urbanisierung und Aufgabe der (west-)jiddischen Sprache bzw. deren Angleichung an die deutsche Standardsprache, gegenüber der Ghettoisierung und Lebensform des Schtetl, dem Festhalten an der Halacha und der Beibehaltung der im Kontakt mit slawischen Sprachen weiterentwickelten (ost-)jiddischen Sprache, die als typisch für das osteuropäische Judentum angesehen wurden.
Im Zuge der starken Westwanderung osteuropäischer Juden seit den 1880er-Jahren und der damit verbundenen sozialen Konflikte und Probleme wurden die beschriebenen Unterschiede aus „westjüdischer“ Sicht als Merkmale „ostjüdischer“ Rückständigkeit bewertet, während Fürsprecher des osteuropäischen Judentums dessen kulturelle Eigenständigkeit gegenüber der Angepasstheit und Selbstpreisgabe westeuropäischer Juden betonten. Die in dieser innerjüdischen Auseinandersetzung ausgebildeten Stereotype in Bezug auf die Ostjuden wurden dann in der antisemitischen Propaganda der Zeit der Weimarer Republik in Deutschland und der Ersten Republik in Österreich sowie im Nationalsozialismus weiterentwickelt und umgedeutet zu der Vorstellung, dass sich im „Ostjuden“ diejenige „Minderwertigkeit“ in besonders offensichtlicher und unverschleierter Form manifestiere, die die „jüdische Rasse“ als solche insgesamt kennzeichne.
Begrifflich wird seit Ende des Zweiten Weltkriegs nur noch begrenzt zwischen West- und Ostjuden unterschieden. Deutschsprachige Antisemiten verbinden allerdings den Begriff Ostjuden weiterhin mit negativen Konnotationen, besonders im Zusammenhang mit jüdischen Kontingentflüchtlingen aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion.